A Rabeneltern web

Raben

"Sabine Harton [...] die Beziehung zwischen Mensch und Rabe. Ihre Raben mutieren zu Zwitterwesen, zu metamorphotischen Wesen, sie bekommen menschliche Züge und bleiben Rabe zugleich. Der Kopf eines Menschen auf dem Körper eines Raben? Der menschliche Verstand im Körper eines Vogels? Für uns befremdliche Wesen, vielleicht sogar angsteinflößend aber auch faszinierend. Der Bezug zur Antike

und insbesondere den Metamorphosen von Ovid ist greifbar. Es geht um den Wandel des scheinbar Offensichtlichen, das Überstülpen und Verdrehen von Dingen mit Hilfe ihrer eigens für die Raben angefertigten Latexformen. Sabine Harton spinnt den Gedanken unter Berufung auf weitere mythologische Geschichten weiter: Was wäre, wenn der Rabe uns Menschen eigentlich überlegen ist? Wenn er gottgleiche Züge annähme? So wie es bei den alten Germanen mit Odin und seinen Botschaftern, den Raben Munin und Hudin erzählt wird. Raben sind nachweislich ausgesprochen schlau und nehmen tatsächlich mit ihrer Vorgehensweise, ihrem Denken und Planen von Dingen „menschliche“ Züge an. Vielleicht fremdelt deshalb der Mensch ein wenig mit dem Raben, fühlt sich bedroht und beurteilt ihn als unheilvoll. Er wird zum mystisch‐mythischen Tier. Diese Spannung, dieses Unbehagen deckt Sabine Harton mit anschaulichen Objekten auf. So überprüft sie Stereotypen unserer Sprache. Der gängige Begriff der „Rabeneltern“ – im entsprechenden Objekt von Harton plastisch und eindringlich in Form eines Nests mit kopfartigen Eiern illustriert, stimmt einfach nicht: Raben kümmern sich sehr gut um ihre Kinder und versorgen sie hingebungsvoll."

Dr. Carmen Putschky zur Ausstellungseröffnung in Hannover 2021